Links 7. August 2023

+1,5 Grad bei der Erderhitzung

Die taz zeigt auf Ihrer Website seit einigen Jahren einen Countdown an, der angibt, wie viel Zeit noch bleibt, den globalen CO2-Ausstoß so zu begrenzen, dass die globale Erwärmung (wie im Abkommen von Paris vereinbart) auf 1,5° C. begrenzt wird. Angesichts der ausbleibenden Emissionsreduktionen wurde die Zielmarke dieses Countdowns jetzt von 2029 auf 2026 verschoben. Noch gute drei Jahre verbleiben nach dieser Rechnung noch, um das Ruder in Richtung 1,5° C. herumzureißen. Das muss man wohl als aussichtslos einstufen. Wie die taz aber richtig anmerkt, muss ein Überschreiten der 1,5° C. nicht endgültig sein. Werden die Emissionen danach allmählich genullt, könnte das Überschreiten ein vorübergehendes Ereignis bleiben. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass mit den 1,5° C. keine zusätzlichen Tipping-Points fallen, die weiteres CO2 freisetzen.

Googles Generalangriff auf das freie Internet

Google hat vor kurzem angekündigt, eine neues API in Chromium/Chrome zu integrieren. Das Web Environment Integrity API (WEI) soll es Seitenbetreibern vereinfacht ausgedrückt ermöglichen, sicherzustellen, dass die Seite mit einem nicht manipulierten, unveränderten Webbrowser aufgerufen wird. Was zunächst nach einer harmlosen Idee klingt, ist (so lässt sich argumentieren) ein weiterer Sargnagel für das freie, offene Web, wie es zu Beginn der 90er-Jahre von Tim Berners-Lee entwickelt wurde. DRM und Co. werden für große Anbieter so noch leichter forcierbar. Eine weitere Sorge betrifft Browserweiterungen, die den Schutz der Privtsphäre garantieren sollen – theoretisch könnte über die neue Programmierschnittstelle verhindert werden, das Browser mit einer solchen Erweiterung Zugriff auf bestimmte Seiten erhalten. Der verlinkte Artikel bei Digitalcourage informiert genauer über die mit WEI einhergehenden Risiken.

Junk websites filled with AI-generated text are pulling in money from programmatic ads

Große Teile des Internets sind werbefinanziert. Das gilt für Qualitätsmedien genauso wie für trashige Contentmühlen. Mit dem Aufkommen von machine-learning-basierten LLMs werden besagte Contentmühlen zunehmend automatisiert befüllt. Wo vor zehn Jahren noch sinnentleerte Buzzfeed-Listicles den klassischen Medien die Werbeeinnahmen abgruben, machen heute in wenigen Minuten per „KI“ herbeifantasierte Websites den Contentmühlen die eyeballs streitig. Dass damit Geld aus Werbenetzwerken wie Google Ads abfließt, kann nicht im Sinne der Betreiber sein.

Links 5. August 2023

Was wurde eigentlich aus Klein-Bloggersdorf

Rückblick auf die frühen Tage der deutschen „Blogosphäre“ der 2000er-Jahre.

OpenAI will crush Sarah Silverman

Überlegungen dazu, inwiefern Klagen wie die von Silverman/Golden/Kadrey gegen OpenAI und Meta überhaupt Erfolgsaussichten haben. Folgt man der Argumentation Evan Zimmermans, sieht es nicht gut aus. Das (US-)Urheberrecht erlaube die Ableitung neuer Werke nun einmal.

Das Beispiel zeigt abermals, wie kompliziert die Lage rund um die aktuellen Machine-Learning-Technologien und die daraus entwickelten sogenannten KI-Systeme ist.

I’m Luddite you should be one too

Die Ursprünge des Luddismus fallen nicht unmittelbar mit dem Aufkommen der ersten „automatischen“ Webstühle zusammen. Vielmehr war der Aufstand der Ludditen ein Kampf gegen die Ausbeutung durch Fabrikbesitzer. Dass der Begriff bis heute vor allem mit Technikfeindlichkeit gleichgesetzt wird, ist (so kann man argumentieren) eine Folge der Propaganda ihrer Gegner.

Follow me

Erstaunlich, wie der niederländisch-japanische Comickünstler Gustave Verbeek bereits 1904 das Schicksal von Twitter illustriert hat.

Zwei Panels eines alten Comics. Im ersten Bild kommt ein eigentümliches Männlein mit großem Hut aus einem Wald spaziert. Im Vordergrund ist ein zweites Männlein zu sehen, das dem ersten gleicht. Es wird auf dem Kopf dargestellt und scheint von einem Baum zu hängen. Im Vordergrund ist ein Vogel zu sehen, der einen Zettel auf dem „Follow me.“ steht im Schnabel hat.

Auf dem zweiten Panel sieht man, wie die beiden Männlein sich grimmig schauend von dem Vogel entfernen. Eigentümlicher Weise steht das eine Männlein dabei weiterhin auf dem Kopf.

„He finds her staring in horror at the ground, where, flat on his back, lies the poor little bird, the victim of some unknown hand.”
„And in his mouth the sign still says: ‘Follow me‘, but the bird has gone where good birds go, and Lovekins and Muffaroo do not care to follow.“

Die Panels entstammen diesem als Ambigramm konzipierten Comic.