Ross reißt Reiter

Warum man sich als Döner-, Currywurst- und Frikadellenkonsument von ein bisschen Pferdefleisch im Dosengulasch aus der Ruhe bringen lässt, hat mir auch noch keiner sagen können.

Auch Kathrin Hartmann und Lydia Klöckner sind von der Panik ums närrische Rössel verwundert:

Menschen, die regelmäßig das Fleisch von Kühen, Schweinen, Schafen, Ziegen, Hasen, Rehen, Hirschen, Elchen und ihren Babys essen, von Puten, Hühnern, Enten, Straußen, Fischen, Krebsen, Octopussen und Muscheln, regen sich darüber auf, dass sie Fleisch vom Pferd gegessen haben.

Kathrin Hartmann „Die absolute Lächerlichkeit des ‚Pferdefleischskandals'“

Natürlich ist es Betrug, billiges Pferdefleisch als Rindfleisch zu verkaufen. Härtere Strafen, schärfere Kontrollen und eine strengere Überwachung der Lieferwege können das Problem vorübergehend aus der Welt schaffen. Allerdings stützen sich diese Maßnahmen auf die Annahme, die Schuld an dem Debakel treffe allein die profitgierigen Händler. Uns Verbraucher dagegen spricht man mit Begriffen wie „Betrug“ oder „Verbrechen“ von aller Verantwortung frei. So nehmen wir eine Opferrolle ein, die uns eigentlich nicht zusteht.

Lydia Klöckner „Fleisch muss wieder Luxusgut werden“

Einen Fliegenschiss für die Umwelt

Hurra! Die Industrienationen verdoppeln bis 2015 ihre Bemühungen um den internationalen Natur- und Artenschutz. Zusammen werden sie dann jährlich die unfassbare Summe von 10 Milliarden Dollar locker machen, um die Ökosysteme in Entwicklungsländern zu erhalten. Das bedeutet also, dass dann jede der im Moment 34 sogenannten Industrienationen pro Jahr runde 300 Millionen Dollar spendieren wird. – Das ist das Ergebnis von zwei Wochen „hartem Ringen“ auf der UN-Artenschutzkonferenz (CBD).

Zum Vergleich: Der Preis, den Facebook dieses Jahr für die Photoplattform Instagram bezahlt hat, betrug eine Milliarde Dollar. Die Kosten, die allein den USA jedes Jahr für den Afghanistan-Feldzug entstehen, liegen bei rund 100 Milliarden Dollar.

(und ja, natürlich tun diese 34 Industrienationen auch noch andere Dinge für Umwelt- und Artenschutz, diese zehn Milliarden Dollar pro Jahr aber als gigantischen Fortschritt zu verkaufen, das ist schon sehr albern)

Klimawandel

Wie sicher ist also die Aussage, wonach die Menschheit für die Erwärmung verantwortlich sei? Die Kohlendioxid-Kurve passt besser zur gemessenen Erwärmung als jede andere, die wir ausprobiert haben. Ihre Größenordnung steht im Einklang mit dem errechneten Treibhauseffekt – also der zusätzlichen Erwärmung durch Wärmestrahlung, die der Atmosphäre nicht entkommen kann. Diese Tatsachen beweisen keine Kausalität, und sie sollten Skepsis nicht beenden, aber sie heben die Hürde an: Um ernsthaft geprüft zu werden, muss eine alternative Erklärung mindestens so gut zu den Daten passen, wie es bei Kohlendioxid der Fall ist.

Richard Muller, auf sueddeutsche.de